Wenn das Gelernte unmittelbar Bezug zur aktuellen Arbeitswelt hat, besteht die Chance, dass die Aktivitäten angenommen werden und erfolgreich sind.

Für den Modellversuch wurde hieraus als Leitmotiv für die Planung und Erstellung von Unterrichtsabläufen die Geschäftsprozessorientierung abgeleitet.

Das Konzept arbeitsorientierter Lernphasen:

Angesichts der tief greifenden curricularen und didaktisch-methodischen Veränderungen, insbesondere bei den in den letzten Jahren neu geordneten Berufen und mit Einführung des Lernfeldkonzepts in den schulischen Rahmenlehrplänen, ist feststellbar, dass Unsicherheiten und Defizite bei der Umsetzung in neue Lernformen bestehen. Mit dem vorliegenden Konzept wird, wie in den curricularen Vorgaben vorgesehen, der berufliche Geschäftsprozess zum zentralen Anknüpfungspunkt daran ausgerichteter arbeitsorientierter Lernphasen.

Die didaktische Transformation erfolgt in mehreren Schritten:

  1. Gliederung des Geschäftsprozesses z.B. nach dem GAHPA-Modell (siehe Abbildung) in der Struktur von Arbeitsprozessen, Handlungsphasen und Arbeitsaufgaben sowie der beteiligten Fachkräfte und deren Berufe (vgl. Petersen, 2006).

  2. Ausgehend von den Arbeitsaufgaben ist bezogen auf die zu unterrichtende Zielgruppe eine Delta-Analyse der Fähigkeiten und Kenntnisse durchzuführen, die bei der Bearbeitung der Aufgabe notwendig sind.

  3. Aus dieser Differenz sind unter Berücksichtigung der Lehrplanvorgaben arbeitsorientierte Lernphasen bzw. Lernaufgaben zu entwickeln, die sich in ihrer Abfolge an dem Geschäftsprozess orientieren und in deren Rahmen die bestehenden Defizite auch durch selbst gesteuertes und kooperatives Lernen auszugleichen sind.

Die Umsetzung dieser Schritte und didaktische Transformation des Geschäftsprozesses ist keinesfalls einzig von der Lehrkraft in Vorbereitung auf die unterrichtliche Umsetzung der Lernaufgaben durchzuführen. Vielmehr sind an allen Schritten die Auszubildenden intensiv zu beteiligen. Spätestens ab dem 2. Ausbildungsjahr ist vor dem Hintergrund des im Verlauf der bisherigen Ausbildung erworbenen Wissens über betriebliche Abläufe von den Auszubildenden zu erwarten, eine vorausschauende Planung eines Geschäftsprozesses durchzuführen. Im Klassenverband oder in Kleingruppen sind aus einer komplexen Arbeitsaufgabe in Form eines Kundenauftrags und unter Berücksichtigung von vorgegebenen Rahmenbedingungen (Arbeitsgegenstand, beteiligtes Personal usw.) die Teil-Arbeitsprozesse abzuleiten. Verbunden mit einer gemeinsamen Reflexion der Arbeitsergebnisse sorgt dieses Vorgehen für die notwendige Transparenz der zugrunde liegenden Arbeitsprozesse, des Personaleinsatzes und der Zusammenarbeit sowie weiterer Merkmale beruflicher Arbeitsabläufe.

Auch die sich für die Lernplanung notwendigerweise anschließende Kompetenzdefizitanalyse sollte mit den Auszubildenden gemeinsam durchgeführt werden. Dabei gilt es, die curricularen Vorgaben zu berücksichtigen. Somit wird es für die Auszubildenden nachvollziehbar, vor welchem Hintergrund die Lernphasen und Lernaufgaben entwickelt werden.

Im Resultat liegen damit am Beginn des fachlichen Lernens gemeinsam erarbeitete und von den Schülern mitgestaltete Lernphasen und Lernaufgaben vor. Es ist davon auszugehen, dass vor dem Hintergrund dieser Vorgehensweise neben einer höheren Transparenz betrieblicher und beruflicher Arbeitsabläufe außerdem von den Schülern eine Steigerung der Motivation und letztlich auch ein größerer Erfolg des Lernprozesses zu erwarten ist.

Konzepte . . . . . | Übersicht | Technikansatz | Geschäftsprozesse | CCNA-Zertifikat | SOL-Konzept |